43.) Kulturnacht 2014: Aufruf zur Versöhnung
"Eine tiefgehende Kulturnacht" - dieser Kommentar eines Besuchers spricht das Gefühl vieler aus, die am 15.11.2014 den Weg in die Pfarrkirche St. Joseph in Schloß Neuhaus fanden. Wege der Versöhnung waren der Leitgedanke dieser Kulturnacht in Erinnerung an den Beginn der beiden Weltkriege vor 100 und 75 Jahren sowie den Fall der Mauer vor 25 Jahren. Wir freuen uns, dass wir diese Veranstaltung mit knapp 782 € sponsern konnten.
Der bekannte Hövelhofer Schauspieler Martin Bretschneider zeigte seine große Ausdruckskraft schon in der ersten Darstellung des aus dem Krieg heimgekehrten Unteroffiziers Beckmann (aus Wolfgang Borcherts "Draußen vor der Tür"). So beeindruckte er in der Rolle des Beckmann, der nach dem Krieg aufgewühlt nach der Versöhnung mit sich selbst sucht, aber sie nicht findet. Die christliche Botschaft der Versöhnung wurde verdeutlicht im vorgetragenen Gleichnis vom Barmherzigen Vater. "Mein Sohn war verloren und ist wiedergefunden worden," leitet der Vater das Freudenfest ein. Aus Lessings "Nathan der Weise" zeigte Martin Bretschneider die Ringparabel, die heute, wo Krieger meinen, sich in ihren Gräueltaten auf Gott berufen zu können, hochaktuell ist. "Es eifre jeder seiner unbestochnen, von Vorurteilen freien Liebe nach," gibt Nathan auch 2014 als Versöhnungsgedanken zwischen den Religionen mit auf den Weg. Ebenso aktuell wurde Zak Ebrahim vorgestellt, der Sohn eines der Attentäter vom 11. September. Er brach aus der Terrorismusvorgabe seines Vaters aus und ist lebender Beweis dafür, dass Gewalt nicht einer Religion innewohnt.
Aus dem eigenen Erleben in Griechenland konnte Martin Bretschneider schöpfen, als er von der Gastfreundschaft berichtete, die die Hövelhofer Jugendlichen dort seit Jahren erleben in einem Dorf, in dessen Nähe in Kalavryta die deutsche Wehrmacht im Jahr 1943 mehr als 650 Menschen erschossen hat. Dabei wirkte die 19-jährige Hövelhoferin Anita Prill in der Rolle einer griechischen Frau mit, die den Zuschauenden mit der Schilderung des damals selbst erlebten unfassbaren Massakers unter die Haut ging. Und dennoch – heute geschieht Versöhnung zwischen Menschen des Opfer- und des Tätervolks.
Verbunden wurden die Teile des Schauspiels durch die Musik der Kirchenorgel, gespielt von Sebastian Freitag, durch das "Streichquartett" und das Gesangsquartett "Frau Nachtigall". Sie alle bereicherten die Kulturnacht und trugen zur Vertiefung des Gesehenen und Gehörten bei.