56.) 8. Kulturnacht Schloß Neuhaus 2017
Macht und Ohnmacht mit neuen Augen
Nachdenkliches, Heiteres, Textliches, Musikalisches und Persönliches – unter dem Leitgedanken „Macht und Ohnmacht“ zeigte die achte Schloß Neuhäuser Kulturnacht am Samstag, 2. Dezember 2017, eine muntere Vielfalt kulturellen Lebens in der Region. Unser Förderverein hat erheblich zum Gelingen beigetragen. Immerhin haben wir dieses ökumenische Ereignis mit 536,20 € unterstützt.
Die bekannten Paderborner Schauspielerinnen Nancy Pönitz und Meda Gheorghiu-Banciu machten den Aufschlag und stiegen stark ein mit dem Zitat aus dem Magnifikat. „Er stürzt die Mächtigen vom Thron und erhöht die Niedrigen" und setzten Schillers Don Carlos in Szene. "Geben Sie die unnatürliche Vergötterung auf, die uns vernichtet. Geben Sie Gedankenfreiheit," schleuderte der Marquis so dem mit absoluter Macht herrschenden König entgegen.
Die vom Fotokünstler Tobias Vorwerk eingebrachten Fotos von Machtzentren aus Paderborn standen in den Seitengängen der Christuskirche und regten zu mancher Diskussion an: Kaserne, Generalvikariat, Hörsaal und Naturgewalten. Der große Saal im historischen Rathaus als Ort parlamentarischer Macht, ein Operationssaal, der große Schwurgerichtssaal des Landgerichts und der Stuhl des Erzbischofs im Dom leuchteten zugleich im Hintergrund als die „Macht-Ausübenden“ ins Gespräch gebracht wurden.
Bürgermeister Michael Dreier betonte, wie sehr die Macht davon abhängt, dass Viele mitziehen wie etwa bei der Integration der Zuwanderer. Er verspürt die Ohnmacht wenn einer geht. Chefarzt Dr. Andreas Schärtl zeigte, dass auch der Kampf gegen den Herzinfarkt ihn nicht allmächtig macht. "Auch ich kann kein ewiges Leben schenken“, meinte er und hob hervor, wie sein Einsatz am Krankenbett ein Akt der Nächstenliebe ist. Einen interessanten Einblick in die Rechtsprechung gab die Direktorin des AG Delbrück Julia Vinck. "Damit wirke ich auf das Denken und Handeln Anderer ein und bin zugleich an Recht und Gesetz gebunden“, stellte sie heraus. Den Anschein des Machtmissbrauchs zu vermeiden ist für sie dabei ganz wesentlich. Prälat Andreas Kurte, immerhin Personaldezernent des Erzbistums, ist sich im Klaren darüber, welchen Einfluss seine Entscheidungen für das Leben von Menschen haben. "Für mich besteht die Kunst darin, die Betroffenen für einen Weg oder eine neue Aufgabe zu gewinnen. Das mache ich im Dialog und nicht in Machtausübung", machte er deutlich.
Musikalisch lebte die Kulturnacht vom Kontrast: So trat mehrfach - auch von der Orgelempore aus - der Polizeichor Paderborn auf, dessen Name die Assoziation zu einer besonderen Macht herstellt. Es ging jedoch ganz ohne Polizeieinsatz zu, wenn etwa die "Macht der Liebe" besungen wurde. Dessen Leiter Christian Nolden dirigierte und spielte zugleich machtvoll die Orgel der Christuskirche. Jessy Stirnberg und Thommy Rosenkranz sprechen ein ganz anderes Publikum an. Mit Gesang und Gitarre erreichten sie die Ohren Vieler, etwa wenn sie Edith Piaffs "Dans ma rue" sangen oder eine kraftvolle Eigenkompostion "Showdown" spielten. Nicht zu vergessen ist der Paderborner Bildhauer und Künstler Manfred Webel, der wirkmächtig seine Plastiken und Skulpturen gestaltet hat und "einen Beitrag für die Menschlichkeit leisten" will.
Der Schluss leitete sehr passend in den 1. Advent über. Nancy Pönitz und Meda Gheorghiu-Banciu trugen eine selten gehörte Stelle des alttestamentlichen Jesaja vor, bevor die Nacht mit dem gemeinsam gesungenen "Macht hoch die Tür“ endete - es kommt der Herr der Herrklichkeit - sein Zepter ist Barmherzigkeit..." Darin wurde die christliche Botschaft dieser Wochen fokussiert auf den "Mächtigen, der Heil und Leben mit sich bringt."