Eine Initiative in der Pfarrei Hl. Martin Schloß Neuhaus

für die Gemeinden St. Heinrich u. Kunigunde,

St. Joseph, St. Marien und St. Michael

73.) 11. Kulturnacht Schloß Neuhaus: Freiheit in vielen Facetten

Nach der pandemiebedingten zweifachen Verschiebung konnte am 6. November 2021 die 11. Auflage der Kulturnacht Schloß Neuhaus über die Bühne bzw. den Altarraum der Christuskirche gehen. Das Thema „Freiheit“ war angestoßen durch die genau vor 500 Jahren verfasste Schrift Martin Luthers zur „Freiheit des Christenmenschen“. Dazu gab es bei der Veranstaltung auch ein Statement von Prof. Dr. Harald Schroeter-Wittke (Uni Paderborn) mit einer Konkretisierung dieser Aufforderung für Christinnen und Christen im heute.

„Für mich war die Musik das Schönste,“ sagte hinterher eine Besucherin und ergänzte: „Wir durften mal wieder in der Kirche singen. Und dann Posaune und Cello – einfach großartig.“ So begleitete Andrea Kampelmann den Gesang des Publikums am Klavier zu diversen Freiheitsliedern, darunter auch das für manche unbekannte Lied (EGB Nr. 360) mit dem Mut machenden Refrain: „Gott schenkt Freiheit, seine größte Gabe gibt er seinen Kindern.“ und nach den vielen Anregungen zum Schluß „Die Gedanken sind frei“. Großartig waren in der Tat die Musikstücke, die Felix M. Valentin mit der Posaune und Jana Telgenbüscher mit dem Celo spielten – von der Freiheitsarie aus Beethovens Egmont bis hin zur Eigenkomposition Alpinweise.

Für manches Nachdenken sorgen der/die frühere Schauspieler/in am Paderborner Theater Stephan Weigelin und Meda Banciu als „Demokratie-Clowns“ mit ihrem „Polypolot der Freiheiten“. Dabei suchten sie mit den Besuchenden durch Handabstimmungen zu diversen Lebenslagen die „freie Schloß Neuhäuser Person“ und fragten, wer seine Entscheidungen frei gewählt habe und resümierten: Die Freiheit ist ein Fixstern am Himmel, den wir nie erreichen.

Ein besonderes Zeugnis legte ein junger Häftling aus der JVA Staumühle ab, der von seiner Unfreiheit in 2 ½ Jahren Haft erzählte. „Ich bin einmal falsch abgebogen“ erläuterte er seine Verurteilung und erklärte seine Lage mit fehlender Entfaltung, eintönigem Leben, umfangreichem Regelwerk, verschwendeter Zeit. Aber er schickt seine Gedanken auf Reisen und in die Zukunft, betet, denkt an seine Entlassung und freut sich, wenn seine Familie ihn besuchen kann.

Ganz andere Akzente setzten zur Kulturfreiheit Dr. Daniel Thierjung, Chefdramaturg am Theater, und Viktoria Bartsch, Redaktionsleiterin der Neuen Westfälischen. Der Erste setzte sich mit der Identitätspolitik auseinander, die letztlich dazu führe, dass nur ein Schwarzer die Rolle des Othello und nur eine Frau die Rolle einer Frau spielen könne. Er kritisierte die dadurch entstehende Logik als Einschränkung der künstlerischen Freiheit, sprach sich aber für einen empathischen Zugang der Schauspielenden zu ihren Rollen aus. Munter wurde es im Gespräch mit Frau Bartsch zur Presse- und Meinungsfreiheit. Sie machte deutlich, wie wichtig diese für unsere demokratische Gesellschaft ist und welche Gefährdungen aktuell zu bewältigen sind.

Die Fotoausstellung von Cheezze, der Paderborner Manufaktur für zeitgenössische Fotografie, mit Motiven zur Freiheit sorgte besonders in der Pause für anregende Gespräche und rundete die Impulse dieser Kulturnacht ab. Neben einer namhaften Spende der Bank für Kirche und Caritas und den Spenden der Besuchenden haben wir die Kosten des Abends mit 248 € getragen.